Umgeschulte Linkshändigkeit?

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Die genetisch bestimmte Händigkeit kann im Laufe der Kindesentwicklung durch viele Faktoren beeinflusst werden. Um eine umgeschulte Linkshändigkeit oder eine wechselnde Händigkeit vorzubeugen, sollte ein Kind möglichst nicht in der Entwicklung der Handpräferenz beeinflusst werden. 

Zu bedenken ist dabei immer, dass wir in einer rechts-dominierten Gesellschaft leben.

 

Wodurch wird die Handpräferenz eines Kindes womöglich beeinflusst?

  • Beeinflussung durch Bezugspersonen:
    Dies geschieht, wenn Familienmitglieder oder andere Bezugspersonen einem Kind beibringen, die rechte Hand sei die richtige Hand und die Linke sollte man nicht verwenden. Manchmal geschieht dies auch unbewusst, denn Kinderohren merken sich unbedachte Aussagen, wie z.B. man solle bei der Begrüßung die „richtige“ Hand (rechts) verwenden oder den Löffel/Stift „richtig/so wie alle anderen“ (rechts) halten.
  • Beeinflussung durch den Wunsch sich anpassen:
    Tatsächlich beeinflussen (meist linkshändige) Kinder manchmal sich selbst in Bezug auf ihre Handpräferenzen, wenn sie sich an ihre Mitmenschen anpassen möchten. Sie beobachten, wie ihre Freunde oder Familienmitglieder den Stift/Löffel halten und tun es ebenso. Das passiert vor allem, wenn Kinder viel durch Nachahmen oder von Vorbildern lernen, nicht auffallen wollen oder eher unsicher sind.
  • Beeinflussung durch medizinische/ gesundheitliche Gegebenheiten:
    Dies geschieht, wenn sich ein Kind im Laufe der Entwicklung auf einer Hand/Körperseite verletzt oder eine anderweitige Beeinträchtigung hat. Sowohl vorübergehende als auch permanente Beeinträchtigungen beeinflussen die Entwicklung. Beispiele:  Knochenbrüche, Gips, Verletzungen, Operationen und Narben, Ausschläge/ Neurodermitis, angeborene Fehlbildungen, Lähmung oder Muskelschwäche (ev. kurz nach der Geburt), Sauerstoffmangel (nach der Geburt).
  • Beeinflussung durch die Umwelt oder Materialien:
    In unserer rechts-dominierten Welt gibt es einige Gegenstände, die nur Rechtshänder zufriedenstellend verwenden können. Daher verwenden linkshändige Kinder manche Gegenstände mit der rechten Hand, wenn keine händigkeitsneutralen oder linkshänder-geeigneten Materialien zur Verfügung stehen.

Außerdem verwenden linkshändige Kinder auch immer wieder die rechte Hand, wenn ihre Umwelt für Rechtshänder ausgerichtet ist, z.B. wenn der Löffel rechts vom Teller liegt, 'rechtsseitiger' Unterricht von Musikinstrumenten (z.B. Gitarre), Sportarten (Tennis) oder Basteltechniken (Häkeln).

Beispiele für beeinflussende Gegenstände: Rechtshänder-Scheren, Stifte/Füllfedern mit vorgegebenen Einkerbungen, Dosenöffner mit einer Kurbel, Spielzeug "für Rechtshänder" z.B. magnetische Maltafel mit dem Stift auf der rechten Seite, Spielzeugfiguren mit der Kurbel auf der rechten Seite.

 

Wieso sollte ein Kind möglichst nicht in seiner Händigkeitsentwicklung beeinflusst werden?

Die Handpräferenz ist genetisch festgelegt.

Man spricht von einer Umschulung, wenn eine Person in ihrer Händigkeit beeinflusst wurde  und daher ihre nicht-dominante Hand beim Schreiben, Essen, Schneiden, usw. nutzt. Ein umgeschulter Linkshänder ist also genetisch festgelegt linkshändig, lernte jedoch beim Schreiben usw. stets die rechte Hand einzusetzen.

Eine Umschulung ist laut Dr. Johanna Barbara Sattler der massivste, nicht-blutige Eingriff ins Gehirn. Denn die Handpräferenz hat damit zu tun, welche Gehirnhälfte genetisch bedingt dominant ist und somit auch leistungsfähiger ist. Eine Umschulung führt wortwörtlich zu einem Knoten im Kopf.

Sie kann verschiedene Symptome verursachen, die umgeschulte Personen teilweise ein Leben lang belasten, bspw. Konzentrations- und Gedächtnisprobleme, Erschöpfungszustände, emotionale Probleme, motorische Defizite, sowie Symptome einer Lese-Rechtschreib-Störung, Sprachstörung, Verhaltensstörung oder von psychischen Erkrankungen.

Ein Kind sollte in der Händigkeit nicht beeinflusst werden, um einer Umschulung und möglichen begleitenden Symptomen vorzubeugen.

 

Wenn die Handpräferenz eines Kindes ab dem Alter von 4 Jahren noch unklar ist oder bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen Symptome einer ungeschulten Linkshändigkeit bestehen, ist eine Händigkeitsbefundung und -beratung sinnvoll.